Tag 4 – Bergen, Myrdal & Flåm

Guten Morgen, Bergen! Oder besser gesagt: Guten Morgen, Regen. Heute begrüßt uns die norwegische Küstenstadt in ihrem wohl typischsten Gewand – grau in grau, mit einer frischen Prise Nieselregen. Aber das hält uns nicht auf. Früh sind wir auf den Beinen – und ja, es geht mal wieder zum Bahnhof.

Doch bevor es losgeht, brauchen wir einen Kaffe. Direkt am Bahnhof mit einem süßen Brötchen mit Schokolade und Zimt – sehr lecker.

Mit der Bergenbahn nach Myrdal
Pünktlich um 9:21 Uhr setzt sich der Zug der Bergenbahn in Bewegung. Die Strecke zwischen Bergen und Myrdal zählt zu den schönsten Bahnstrecken Europas. (Diese Strecke sind wir bereits gestern gefahren - heute nur in die andere Richtung).
Historische Fahrt mit der Flåmsbahn
In Myrdal angekommen, wartet bereits die legendäre Flåmsbana. Diese historische Eisenbahnstrecke ist mit nur 20 Kilometern zwar kurz, aber spektakulär.

Ein paar Fakten: Die Flåmsbahn wurde 1940 eröffnet und gilt als eine der steilsten normalspurigen Eisenbahnstrecken der Welt – mit einem Gefälle von 5,5 % über fast die gesamte Strecke. Insgesamt überwindet sie 863 Höhenmeter von Myrdal hinunter nach Flåm, am Aurlandsfjord gelegen. Sie wurde ursprünglich gebaut, um die Region besser ans nationale Eisenbahnnetz anzubinden – ein technisches Meisterwerk mit 20 Tunneln, von denen viele per Hand gegraben wurden.

Wir steigen ein – zusammen mit einer bunten Mischung aus Touristen aus aller Welt. Das Wetter? Nun ja – nicht schlecht, aber auch kein Postkartenmotiv. Trotzdem genießen wir die Fahrt in vollen Zügen. Die Bahn quietscht, rattert, schwankt leicht – ein echtes Retro-Erlebnis. Draußen ziehen Wasserfälle, schroffe Felswände und grüne Hänge vorbei. Eisenbahnromantik pur!
Ein besonderer Moment auf der Fahrt mit der Flåmbahn ist der Halt am Kjosfossen, einem bekannten Wasserfall Norwegens. Mit einer Fallhöhe von rund 93 Metern stürzt das Wasser tosend in die Tiefe. Wir steigen alle aus um ein Foto zu knipsen und auf einmal taucht plötzlich eine Tänzerin auf - Auf einem Fels tanzt sie zur zwischenzeitlich eingesetzten Musik. Es ist eine sehr unwirkliche Szene für uns - aber seht selbst - wir haben das Ganze natürlich aufgenommen.
Sie spielt die Rolle der Huldra, einer Figur aus der nordischen Mythologie, die Wanderer mit ihrem Gesang und Tanz verführt.
Es gab auch sonnige Abschnitte.


Ankunft in Flåm
In Flåm angekommen, holt uns das norwegische Wetter endgültig ein: Es schüttet wie aus Eimern. Unser geplantes Aktivprogramm fällt ins Wasser – buchstäblich. Aber wir machen das Beste daraus. Ein kleiner Imbiss, ein lokales Bier – manchmal ist es auch schön, einfach zu sitzen, zu beobachten, zu genießen.
Zurück über den Sognefjord

Um 15:10 Uhr besteigen wir die Passagierfähre, die uns zurück nach Bergen bringen wird – über den majestätischen Sognefjord, Norwegens längsten und tiefsten Fjord. Über 200 km lang und an der tiefsten Stelle 1.300 m tief. Der Sognefjord ist nicht nur ein Naturwunder, sondern auch ein wichtiger Teil norwegischer Geschichte und Kultur – jahrhundertelang diente er als Verkehrsweg, Versorgungsroute und Lebensader für die abgelegenen Gemeinden entlang seiner Ufer.

Die Fahrt ist schnell – bis zu 60 km/h, was auf dem Wasser erstaunlich rasant wirkt. Die Landschaft gleitet an uns vorbei: steile Hänge, kleine Orte, Wasserfälle, Wolken, Sonnenstrahlen, die sich mühsam durch die graue Decke kämpfen.
Es ist eine beeindruckende Rückreise. Auch wenn das Wetter heute nicht auf unserer Seite war, bleibt dieser Tag unvergesslich. Unser Fazit: Die Mischung aus Technikgeschichte, menschlicher Schaffenskaft und ungezähmter Natur machen den Reiz dieses Tages aus.

Zurück in Bergen gönnen wir uns zum Ausklang noch ein Getränk im Irish Pub, während draußen der nächste Regenschauer über die Stadt hinwegzieht. Wir sitzen im Trockenen und genießen einfach den Moment.

Gute Nacht, Bergen – bis morgen.