Tag 5 - Bergen

Ein langsamer Start in den Tag – das Wetter hat’s vorgegeben.
Heute haben wir es ganz gemütlich angehen lassen. Draußen grau und feucht – das perfekte Wetter, um etwas länger im Bett zu bleiben. Erstmal in Ruhe Tee getrunken, gefrühstückt und alles für den Tag zusammengepackt.
Irgendwann hieß es dann doch: Raus in den Regen. Nützt ja nichts – unser letzter Tag hier, und Bryggen wartet. Also warm eingepackt und los – trotz Niesel, Wind und nordischer Frische.

Aber bei dem starken Regen mussten wir uns dann doch noch einen Moment gedulden – also erst mal rein ins nächste Café, einen heißen Kaffee bestellen und abwarten, bis der Regen wenigstens ein bisschen nachlässt.
Als es endlich etwas besser wurde, ging’s los: rein ins Gassengewirr von Bryggen. Zwischen den schiefen Holzhäusern erwarten einen nicht nur charmante Ecken, sondern auch viele Hinweistafeln mit spannenden Infos zur Geschichte dieses besonderen Ortes.

Natürlich kommt man auch an etlichen Souvenirshops vorbei – heute besonders gefragt: Regenponchos, Regenjacken und Norwegerpullis. Und ehrlich gesagt: Bei diesen Temperaturen wirkt so ein dicker Wollpulli plötzlich gar nicht mehr wie ein Souvenir, sondern wie ein echtes Lebensretter-Upgrade.
Was so auf den Hinweistafeln steht - kurz zusammengefasst:
Bryggen in Bergen – Norwegens hanseatisches Herz
Bryggen ist das wohl bekannteste Viertel in Bergen – und ein echtes Stück lebendige Geschichte. Die bunten Holzhäuser am Hafen stammen aus der Zeit, als Bergen ein wichtiger Handelsplatz der Hanse war. Seit dem 14. Jahrhundert drehte sich hier alles um Stockfisch, Salz und Getreide. Trotz mehrerer Brände wurde Bryggen immer wieder im traditionellen Stil aufgebaut. Heute gehört das Viertel zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Nicht weit von Bryggen entfernt – fast nur ein Steinwurf – liegt der Fischmarkt.

Die Markthalle direkt nebenan ist modern und schön gestaltet. Drinnen riecht es nach frischem Fisch, Meeresfrüchten und warmem Essen – und es gibt einiges zu entdecken: von Königskrabben über Fischsuppe bis zu typisch norwegischen Snacks.
Ein kurzer Rundgang lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn man nichts kauft. Die Atmosphäre ist lebendig, freundlich und macht Lust, sich einfach treiben zu lassen – ideal, um sich kurz aufzuwärmen und dem Regen zu entkommen.
Die Uhr mahnt zur Rückkehr – Zeit, zur Unterkunft aufzubrechen. Der Check-out steht an, also heißt es: Rucksäcke schultern, ein letzter Blick zurück, und los geht’s in Richtung Fährterminal.

Die Taschen sind abgegeben, der Check-in ist erledigt – wir sind offiziell startklar. Aber bevor es wirklich weitergeht, nutzen wir die verbleibende Zeit, es geht nochmal in die Stadt, diesmal zur Fløibanen.
Und – Überraschung! Das Wetter hat sich komplett gedreht. Der Regen ist weg, die dichten Wolken haben sich fast völlig verzogen, und plötzlich blinzelt sogar die Sonne vom Himmel. Wir sind richtig happy.
Mit leichterem Gepäck und besserer Laune geht’s also zur Talstation. Es erwartet uns Bryggen und Bergen von oben, bei Sonne.

Ticket gelöst – und schon stehen wir in der Fløibanen, der berühmten Standseilbahn von Bergen. Seit 1918 bringt sie Einheimische wie Besucher auf den 320 Meter hohen Fløyen. Die Bahn ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Bergens und befördert jährlich über eine Million Menschen nach oben – in nur rund sechs Minuten.
Während die Bahn langsam an Höhe gewinnt, zieht die Stadt unter uns vorbei: Alles wird kleiner, während die Aussicht immer größer wird.
Der Blick von der Aussichtsplattform ist wirklich beeindruckend – Für einen Moment einfach nur stehen, durchatmen und den Augenblick genießen.

Dann geht’s zu Fuß wieder hinunter. Der Weg schlängelt sich durch den Wald, vorbei an saftigem Grün, dichtem Moos und leuchtenden Farnen. Immer wieder plätschert ein kleiner Wasserfall am Wegrand – Natur pur und eine wohltuende Stille. Ein richtig schöner Abstieg – und die perfekte Gelegenheit, sich noch ein wenig zu bewegen, bevor es weitergeht.

Wieder unten angekommen, gönnen wir uns noch einen letzten Blick auf Bryggen – die bunten Holzhäuser, die schmalen Gassen, das besondere Flair dieses Ortes.

Pünktlich um 20:30 Uhr heißt es dann: Leinen los. Die Havila Pollux legt ab, unser nächstes Ziel ist Ålesund. Die Ausfahrt durch die Schärenlandschaft ist ruhig, fast meditativ. Links und rechts ziehen kleine, hübsche Inseln vorbei – mal bewohnt, mal scheinbar ganz der Natur überlassen. Ein sanfter Abschied von Bergen – und ein verheißungsvoller Auftakt für den nächsten Abschnitt unserer Reise.

Gute Nacht oder besser God natt